Bindungsangst und Verlustangst

Bindungsangst und Verlustangst

Bindungsangst und Verlustangst: Ein dynamisches Wechselspiel in Beziehungen

Bindungsangst und Verlustangst in Beziehungen ist ein häufiges Thema. Damit bist du nicht allein. Diese Dynamik findet sich oft in Liebebeziehungen. Es sind zwei häufige Beziehungsmuster, die Menschen dazu bringen, immer wieder in ungesunde und schmerzhafte Beziehungskreisläufe zu geraten. Diese beiden Ängste stehen oft in Wechselwirkung und sind häufig Grund für das Entstehen von instabilen und schmerzhaften On-Off-Beziehungen.

Was ist Bindungsangst

Bindungsangst beschreibt die intensive Furcht, sich emotional an eine andere Person zu binden. Menschen mit Bindungsängsten neigen dazu, sich von der Nähe ihres Partners zu distanzieren, sobald die Beziehung zu intensiv wird. Diese Furcht ist oft tief in frühen Kindheitserfahrungen verwurzelt, insbesondere in unsicheren Bindungen zu Bezugspersonen. Die betroffenen Personen fühlen sich schnell erdrückt, wenn Beziehungen zu nahe oder zu verbindlich werden, was dazu führt, dass sie sich emotional zurückziehen oder Beziehungen abbrechen. 

Was ist Verlustangst

Im Gegensatz zur Bindungsangst haben Menschen mit Verlustangst das Bedürfnis, ständige Nähe und Bestätigung von ihrem Partner zu suchen. Sie haben Angst, verlassen zu werden, und versuchen, die Beziehung zu sichern, indem Sie Klammern oder übermäßig viel Zuwendung fordern. Diese Angst entsteht oft durch tiefe Unsicherheiten über den eigenen Wert und kann ebenfalls auf negative Kindheitserfahrungen zurückzuführen sein.

Warum ziehen sich Bindungsängstliche und Verlustängstliche beim Dating fast magisch an

In der Welt des Datings kommt es häufig vor, dass sich bindungs- und verlustängstliche Menschen zueinander hingezogen fühlen – fast so, als hätten sie ein unbewusstes „Beuteschema“. Doch was steckt hinter dieser Anziehungskraft, die oft auf den ersten Blick paradox erscheint?

Einer der Hauptgründe liegt in den komplementären Bedürfnissen beider Beziehungstypen. Menschen mit Verlustangst suchen in einer Partnerschaft intensiv nach Nähe, Bestätigung und emotionaler Sicherheit. Sie sehnen sich danach, sich in der Beziehung geborgen zu fühlen und eine starke Verbindung zu ihrem Partner aufzubauen. Bindungsängstliche hingegen schätzen ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Zu viel Nähe löst bei ihnen das Bedürfnis aus, Distanz zu schaffen und sich zurückzuziehen. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse können sich anfangs ergänzen: Der Verlustängstliche fühlt sich von der Unabhängigkeit des anderen angezogen, während der Bindungsängstliche die emotionale Wärme und Hingabe seines Gegenübers als angenehm empfindet – solange die Balance stimmt.

Ein weiterer, tiefer liegender Grund liegt in den vertrauten Mustern aus der Kindheit. Beide Typen neigen oft dazu, unbewusst Beziehungsmuster zu wiederholen, die sie in ihrer frühen emotionalen Prägung erlebt haben. Für den Verlustängstlichen kann der bindungsängstliche Partner jemand sein, der die Distanz und Unberechenbarkeit früherer Bezugspersonen widerspiegelt. Dieses vertraute Gefühl, auch wenn es schmerzhaft sein kann, verstärkt die Anziehung, da es ein tief verankertes Muster ist, das der Verlustängstliche „kennt“ und damit umzugehen gelernt hat. So entsteht eine Dynamik, in der sich beide Persönlichkeiten anfangs perfekt zu ergänzen scheinen, doch im Laufe der Zeit oft Herausforderungen mit sich bringt.

Mögliche Ursachen für Bindungsangst und Verlustangst in Beziehungen

Bindungs- und Verlustängste haben oft ihre Wurzeln in frühen Lebenserfahrungen und prägen, wie wir in Beziehungen Nähe und Intimität erleben. Häufig entstehen diese Ängste durch unsichere Bindungserfahrungen in der Kindheit. Wer als Kind emotionalen Schwankungen oder Unbeständigkeit ausgesetzt war, entwickelt häufig Verlustangst, weil die ständige Sorge bleibt, verlassen zu werden. Umgekehrt fühlen sich Menschen, die in ihrer Kindheit zu viel Druck oder emotionale Überforderung erlebt haben, schnell eingeengt und neigen zur Bindungsangst.

Auch Verlusterfahrungen wie Scheidungen, der Verlust eines Elternteils oder traumatische Beziehungserfahrungen können eine große Rolle spielen. Diese Ereignisse hinterlassen emotionale Wunden, die sich in künftigen Beziehungen als Verlustangst oder die Angst vor emotionaler Nähe äußern. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sind zudem oft anfälliger für Verlustängste, da sie befürchten, nicht liebenswert genug zu sein. 

Bindungsängstliche hingegen distanzieren sich oft, um sich vor emotionaler Verletzung zu schützen.

Schließlich können auch gesellschaftliche Erwartungen eine Rolle spielen. In Kulturen, die Unabhängigkeit stark betonen, fällt es Menschen oft schwer, sich emotional zu binden. Umgekehrt verstärken Gesellschaften mit starkem Fokus auf familiäre Bindungen bei manchen Menschen die Angst, verlassen oder abgelehnt zu werden.

Diese Ängste haben also viele Ursachen, doch das Bewusstsein darüber ist der erste Schritt zu gesünderen Beziehungen

Bindungsangst und Verlustangst stehen auch oft in engem Zusammenhang mit komplexen Entwicklungstraumata. Menschen, die in ihrer Kindheit wiederholte Vernachlässigung, Missbrauch oder emotionale Unsicherheiten erfahren haben, entwickeln häufig eine verstärkte Angst vor emotionaler Nähe. Dieses Trauma beeinträchtigt das Vertrauen in Beziehungen, da Nähe mit Verletzung oder Verlassenwerden assoziiert wird. Dies verstärkt sowohl Bindungs- als auch Verlustängste, da Betroffene zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst vor emotionalen Schmerzen schwanken, was oft zu instabilen On-Off-Beziehungen führt.

Schmerzhafte On-Off-Beziehung

Ein häufiges Ergebnis der Kombination aus Bindungsangst und Verlustangst ist die klassische On-Off-Beziehung. In dieser Dynamik zieht sich der bindungsängstliche Partner regelmäßig zurück, sobald die Beziehung zu eng wird, was wiederum die Verlustängste des anderen verstärkt. Der verlustängstliche Partner reagiert darauf oft mit dem Versuch, durch verstärkte Nähe und Zuwendung die Beziehung zu retten. Doch je mehr Nähe er sucht, desto mehr fühlt sich der bindungsängstliche Partner eingeengt und zieht sich weiter zurück.

Diese Hin-und-Her-Bewegung erzeugt eine emotionale Belastung für beide Seiten. Der bindungsängstliche Partner fühlt sich von den Erwartungen des anderen überwältigt, während der verlustängstliche Partner in ständiger Angst lebt, verlassen zu werden. Das Resultat ist ein dysfunktionaler Kreislauf: Während beide Partner immer wieder zueinander zurückkehren, bleibt der Grundkonflikt ungelöst. Dieses Muster von Annäherung und Rückzug kann langfristig das Vertrauen in die Beziehung untergraben und sie nachhaltig schädigen, da die emotionalen Bedürfnisse beider Partner nie wirklich erfüllt werden.

Trotz dieser wiederkehrenden Konflikte hält die Anziehungskraft die Partner oft zusammen, doch ohne echte Veränderung wird die Beziehung zu einem stabil-instabilen Zustand, in dem sich beide immer wieder auf demselben problematischen Weg begegnen.

Kann man aus diesem Muster ausbrechen

Ja, es ist möglich, aus dem Kreislauf einer On-Off-Beziehung auszubrechen – es erfordert Bewusstsein, Kommunikation und Geduld. Der erste Schritt ist, das Muster zu erkennen. Beide Partner müssen verstehen, welche Ängste sie antreiben: Der bindungsängstliche Partner sollte seine Angst vor Nähe und den Rückzug hinterfragen, während der verlustängstliche Partner erkennen muss, dass das Einfordern ständiger Nähe die Balance stört. Offene Kommunikation über diese Ängste ist entscheidend, um die Bedürfnisse beider Seiten zu verstehen. Auch das Respektieren von Grenzen ist wichtig. Verlustängstliche können lernen, nicht zu viel Nähe zu fordern, wenn der andere Raum braucht, während Bindungsängstliche sich bemühen können, präsent zu bleiben. Zudem ist es oft hilfreich, an den individuellen Ängsten zu arbeiten – durch Selbstreflexion oder professionelle Hilfe. 

Fazit Bindungsangst und Verlustangst in Beziehungen

Bindungsangst und Verlustangst können in Beziehungen einen belastenden Kreislauf aus Nähe und Distanz erzeugen, der für beide Partner herausfordernd ist. Diese Ängste haben oft ihre Wurzeln in frühen Lebenserfahrungen und beeinflussen, wie wir Nähe, Intimität und emotionale Sicherheit erleben. Während der verlustängstliche Partner nach Bestätigung und Nähe sucht, zieht sich der bindungsängstliche Partner zurück, was das Ungleichgewicht verstärkt. Doch mit Selbstreflexion, offener Kommunikation und dem Willen zur Veränderung können diese Muster durchbrochen werden. Professionelle Unterstützung und Geduld sind dabei oft wertvolle Helfer, um eine stabilere und erfüllendere Beziehung aufzubauen.

Gönn dir... Support

Möchtest du mehr über den Einfluss von Kindheitstraumata auf Bindungs- und Verlustängste erfahren? Schau dich in den Blogartikeln von MPU Schlich Bonn um, dort findest du noch viele Links, die dieses Thema berühren und dir auch ein paar Tools an die Hand geben. Trauma spielt auch bei Männern ein großes Thema, auch wenn das oft geleugnet wird. Aber das siehst du ja locker an den oben beschriebenen Dynamiken. Erfahre, wie du aus diesem Muster ausbrechen und nice Beziehungen aufbauen kannst! Das lohnt sich richtig!!

Für deine Fragen zum Thema melde dich einfach, ganz diskret, unter 01745795652
Herzlich, Christina

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