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Sensation Seeking, MPU, Drogen, Gewalt

Sensation Seeking, MPU, Drogen, Gewalt

Hey, kennst du Sensation Seeking und die mögliche Verbindung zu MPU, Drogen und Gewalt resp. Straftaten? Bist du neugierig und suchst nach aufregenden Erfahrungen? Liebst du den Adrenalinkick? Experimentierst du gerne mit Drogen, liebst riskantes Auto fahren? Reist du gerne durch die Welt und gehst dabei gerne in Kontakt mit Natur und Menschen? Dann bist du möglicherweise ein Sensation Seeker. Vielleicht auch einfach nur ein risikofreudiger, junger Kerl 🙂 Lass uns Diskriminierung und Intersektionen im Hinterkopf behalten!

In diesem Artikel zeige ich dir, was dieses Konzept bedeutet. Welche Ursachen sich hinter diesen Verhaltensweisen verbergen können, wie sich diese Persönlichkeitseigenschaften darstellen. Ich zeige dir auch welche Ansätze zur Regulierung des Verhaltens du ausprobieren kannst. Die Steuerung deines Risikoverhaltens kann eine wichtige Kompetenz sein. Es hilft dir bei der Vermeidung einer MPU-Anordnung, eines riskanten Drogen- oder Alkoholkonsums, Straftaten, Verkehrsdelikten, Aggressionen oder Kriminalität. Vielleicht kannst du eine medizinisch psychologische Untersuchung sogar vermeiden. Tauche ein und erfahre mehr über dich selbst!

Was ist Sensation Seeking/Thrill Seeking

Als Sensation Seeker bezeichnet man eine Person, die nach neuen, aufregenden und stimulierenden Erfahrungen sucht. Sie sind häufig risikofreudig, abenteuerlustig und offen für unkonventionelle Ideen. Abenteuerlustige Menschen sind motiviert, ihre Komfortzone zu verlassen und nach dem Nervenkitzel zu suchen, der ihnen das Leben bietet. Sensation Seeker haben geringe Angst vor Konsequenzen und empfinden schnell Langeweile bei Routine und Alltagsaktivitäten.

High Sensation Seeking ist eine intensivere Form: Im Vergleich zum gewöhnlichen Sensation Seeker benötigen sie häufig einen höheren Grad an Stimulation, um den gleichen Kick zu bekommen. Sie können dazu neigen, impulsiver und risikofreudiger zu sein und suchen oft nach immer neuen und aufregenden Erlebnissen.

Ausprägungen des Persönlichkeitsmerkmals

Menschen mit einer hohen Ausprägung dieses Merkmals werden als High Sensation Seeker (HSS) bezeichnet, während Menschen mit geringer Ausprägung als Low Sensation Seeker (LSS) bezeichnet werden. Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer weisen im Durchschnitt höhere Werte auf als Frauen. Das Persönlichkeitsmerkmal nimmt mit zunehmendem Alter ab und erreicht während der Teenagerjahre seinen Höhepunkt.

HSS zeichnen sich durch eine schnelle Gewöhnung an wiederholte Reize oder Erfahrungen aus und fühlen sich schnell gelangweilt. Auf der anderen Seite bevorzugen Low Sensation Seeker eine routinierte und reizarme Lebensweise, da sie sich dabei wohlfühlen.

Die Suche nach dem Kick – Drogen, Auto, Motorrad, MPU, Kriminalität oder doch lieber Feuerwehrmann

Die Suche nach Stimulation kann sich in produktiven oder gesellschaftlich anerkannten Aktivitäten sowie in Extremsportarten manifestieren. Es kann jedoch auch mit negativ konnotierten Verhaltensweisen wie Drogenkonsum oder Kriminalität einhergehen.

Im Straßenverkehr äußert sich Sensation Seeking häufig in riskantem und aggressivem Fahrverhalten, insbesondere bei Fahranfängern. Risiko betonte Verhaltensweisen, können deine Fahreignung gefährden und zur Anordnung einer MPU führen. Dazu gehören nicht nur riskantes Fahrverhalten wie überhöhte Geschwindigkeit, aggressive Fahrmanöver und Missachtung von Verkehrsregeln, sondern auch der Konsum von Drogen oder Alkohol am Steuer sowie wiederholte Verstöße gegen Verkehrsbestimmungen. Eine MPU wegen Verkehrsdelikten, Straftaten und Aggressionen oder eine MPU wegen Drogen oder Alkohol kann die Folge des Verhaltens sein. 

Zudem kann die starke Ausprägung des Merkmals auch die Berufswahl beeinflussen. Zum Beispiel findet man unter Mitarbeitern von Motorradclubs (MC) :),Rettungsdiensten und Feuerwehren eine höhere Anzahl von Sensation Seekern als in anderen Berufsgruppen.

Das Konzept des Sensation Seekings

Das Konzept geht auf den Psychologen Marvin Zuckerman zurück. Er erforschte in den 1960er Jahren interindividuelle Unterschiede in der Reaktion auf sensorische Deprivation (Zustand des Mangels an sensorischer Stimulation, bei dem Reize oder Sinneswahrnehmungen begrenzt oder eingeschränkt sind). Er fand heraus, dass Menschen unterschiedlich stark nach Stimulation suchen, um sich wohlzufühlen. Es ist ein zeitlich stabiles Merkmal, das mit der Tendenz einhergeht, intensive Erfahrungen zu suchen und bereit zu sein, hohe Risiken einzugehen.

Formen des Sensation Seeking

Zuckerman unterscheidet vier Aspekte, die unabhängig voneinander und auch gemeinsam auftreten können:

Thrill and adventure seeking (TAS)

Wenn du zu TAS tendierst, dann liebst du körperlich risikoreiche Aktivitäten mit einem hohen Erlebniswert und maximalem Nervenkitzel. Extremsportarten sind dein Ding: Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen, Wasser-Ski, Snowboarden, Windsurfen, Kitesurfen, Rafting, Tauchen, Boxen, Klettern, Parcours, S-Bahn Surfen, Sprayen, Hochseilgarten, Motorrad fahren, Quad- oder Autorennen sind was für dich. Du zeichnest dich vielleicht auch durch einen flotten oder riskanten Fahrstil aus. Hierzu gehört auch eine höhere Bereitschaft unter Substanzkonsum Auto zu fahren und dich an der Ampel mal fix zu einem illegalen Autorennen zu daten. Horrorfilme und Pornos bringen dein Blut in Wallung. Ich stelle mal die Hypothese auf, dass Glücksspiel und Zocken hier auch eine Rolle spielen. 

Experience seeking (ES)

Hier stehen kognitive, sensorische oder emotionale Stimulation im Vordergrund. Durch neue Erlebnisse und Erfahrungen kommst du in Fahrt. Du liebst Reisen und andere Kulturen und hast vielfältige Interessen. Du magst interessante Begegnungen und hast ein starkes Interesse an persönlicher Entwicklung und Selbsterfahrung. Dies kann sich auch in der Ausübung riskanter Sexualpraktiken, in (experimentellen) Drogenkonsum, insbesondere mit Psychedelika, risikoreichen finanziellen Investitionen und in deiner Liebe zu Herausforderungen und Wettkämpfen zeigen. 

Disinhibition seeking (DIS)

Du liebst einfach die Abwechslung und hast in sozialen Situationen eher ein enthemmtes Verhalten. Du zeigst dies gerne mit auffälliger Kleidung, bist auf vielen Parties unterwegs, hast einen Hang zu vielen und wechselnden Sexualpartnern und die Dinge klar zu benennen sind dein Ding.

Boredom suspectibility (BS)

Fühlst du dich schnell gelangweilt, hast eine Abneigung gegenüber Routinen, Wiederholungen und neigst zur inneren Unruhe, wenn dir deine Umwelt zu wenig Abwechslung und Monotonie bietet? Hast du Angst, etwas zu verpassen? Dann gehörst du möglicherweise zu der BS-Ausprägung.

Ursachen für eine risikofreudige Persönlichkeitsstruktur

Genetik und Neurotransmitter

Die Ursachen für Risikoverhalten sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass genetische Dispositionen eine Rolle spielen könnten. Es könnte entweder eine zu geringe Konzentration des Neurotransmitters Noradrenalin im limbischen System vorliegen oder das noradrenerge System ist weniger empfindlich gegenüber Stimulation, weshalb nach Stimulation gesucht wird, um den Noradrenalin-Spiegel zu erhöhen. Hierzu fällt mir noch das Thema Epigenetik ein. Du kannst es gerne in meinem MPU Blog nachlesen.

Geschlecht und Alter

Manchmal hat Risikoverhalten es auch ganz einfach etwas mit dem Alter und dem Geschlecht zu tun. Junge Männer sind einfach, ganz ohne krankheitswert, risikofreudiger als Mädchen 😉 Nicht immer alles pathologisieren! Dann kannst du dir diese Tatsache bewusst machen, um dich zu schützen und vorsichtiger mit dir umzugehen.

Entwicklungstrauma als möglicher Erklärungsansatz

Es gibt einen Zusammenhang zwischen komplexen Entwicklungstraumata und HSS, den wir genauer betrachten können. Lass mich dir aufzeigen, wie sie miteinander verbunden sind, insbesondere unter Berücksichtigung der Polyvagal-Theorie. Dieses Konzept habe ich dir schon in meinem MPU Blog zum Thema Trauma und Sucht näher gebracht. Es lohnt sich den Artikel jetzt (nochmal) zu lesen. Er zeigt dir weitere Zusammenhänge auf.

Eine Verbindung im Zusammenhang mit der Polyvagal-Theorie

Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, beschäftigt sich mit der Funktion des autonomen Nervensystems und dessen Auswirkungen auf unsere Reaktionen auf Stress, Trauma und soziale Interaktionen. Diese Theorie legt nahe, dass sich das autonome Nervensystem in drei Zustände organisieren kann:

  1. den ventralen Vaguszustand (Sicherheits- und Verbindungszustand),
  2. den sympathischen Zustand (Kampf- oder Fluchtreaktion) und
  3. den dorsalen Vaguszustand (Erstarrung oder Rückzugsreaktion).

Vernachlässigung und Missbrauchserfahrungen deregulieren dein autonomes Nervensystem

Wenn Menschen früh in ihrem Leben Entwicklungstrauma erleben, wie z.B. Vernachlässigung, Missbrauch (körperlich, emotional, sexuell) oder andere belastende Erfahrungen, kann dies ihr autonomes Nervensystem beeinflussen. Das kann dazu führen, dass es in einen anhaltenden Zustand der Übererregung oder Untererregung gerät. Es kann sein, das du Schwierigkeiten hast, einen stabilen und ausgeglichenen Sicherheits- und Verbindungszustand zu erreichen.

Hier kommt die Verbindung zum Sensation Seeking ins Spiel. Sensation Seeker können eine Neigung haben, nach intensiven und aufregenden Erfahrungen zu suchen, um Stimulation und Erregung zu erleben. Bei Menschen mit Entwicklungstrauma kann Sensation Seeking als eine Art Kompensationsmechanismus dienen. Indem sie nach neuen und aufregenden Reizen suchen, versuchen sie möglicherweise, die dysregulierten Zustände ihres autonomen Nervensystems auszugleichen und eine vorübergehende Erleichterung oder Erregung zu erfahren.

Ich muss nicht betonen, dass nicht jeder mit diesen Persönlichkeitseigenschaften zwangsläufig ein Entwicklungstrauma erlebt hat und nicht jeder mit Entwicklungstrauma zwangsläufig ein Sensation Seeker ist. Es handelt sich um ein komplexes Zusammenspiel von individuellen Faktoren und Lebenserfahrungen. Ich möchte dir hier nur mögliche Suchrichtungen aufzeigen. Dies sind alles nur Modelle, die uns mögliche Erklärungsansätze bieten, um uns und das Leben besser zu verstehen. Ein Modell ist immer nur eine mögliche Wirklichkeit und niemals eine Wahrheit! Wer kennt die schon 😉

Ansätze zur Regulation und Selbstentwicklung

Wenn du das Gefühl hast, dass ein ausgeprägtes Risikoverhalten dich beeinträchtigt oder dich in Gefahr bringt, ist es wichtig, dein Verhalten besser zu steuern und Selbstentwicklung zu finden. Ein paar Tipps, die dich dabei unterstützten können, dich besser in Balance zu bringen:

  • Selbstreflexion: Nimm dir Zeit, um deine Bedürfnisse und Motivationen zu verstehen. Frage dich, warum du nach Sensationen suchst und welche Auswirkungen dies auf dein Leben hat.
  • Risikomanagement: Stelle sicher, dass du verantwortungsbewusst mit deinem Verlangen nach Sensationen umgehst. Suche nach sichereren Möglichkeiten, um deinen Wunsch nach Stimulation zu erfüllen, wie beispielsweise Extremsportarten oder kreativen Aktivitäten.
  • Achtsamkeitstraining: Durch Achtsamkeitspraktiken wie Meditation oder Yoga kannst du lernen, den Moment bewusster wahrzunehmen und deine Impulsivität zu kontrollieren. Dies kann dir helfen, eine gesunde Balance zwischen dem Streben nach Sensationen und einer stabilen emotionalen Grundlage zu finden. Lies dir gerne meine Blogartikel zum Thema Gefühle und Selbstregulation durch.
  • Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare Grenzen für dich selbst zu setzen, um dich vor übermäßigen Risiken zu schützen. Finde heraus, welche Aktivitäten für dich akzeptabel sind und welche potenziell gefährlich sein könnten.
  • Professionelle Unterstützung: In einigen Fällen kann es hilfreich sein, professionellen Support in Anspruch zu nehmen. Ein Coach kann dir dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Suche nach Alternativen: Es gibt viele Möglichkeiten, Spannung und Aufregung zu erleben, ohne unnötige Risiken einzugehen. Engagiere dich in Hobbys oder Aktivitäten, die deine Leidenschaften und Interessen ansprechen. Finde gesunde und sichere Wege, um dein Bedürfnis nach Stimulation zu erfüllen.

Fazit

Als Sensation Seeker ist dein Verlangen nach aufregenden Erfahrungen ganz normal und hat zunächst keinen Krankheitswert. Möglicherweise entspringt das Persönlichkeitsmerkmal einer genetischen Disposition oder einem Entwicklungstrauma, dann helfen dir intensivere Erfahrungen dabei, dysregulierte Zustände auszugleichen. Wenn du eine starke Veranlagung hast, dein Leben sehr risikoreich zu gestalten, dann kann das ungeplante Probleme und Ärger mit sich bringen. Eine MPU-Anordnung, Anzeigen und andauernde Probleme können die Folge sein.

Insgesamt kann die Erkenntnis über das Sensation Seeking helfen, dein eigenes Verhalten besser zu verstehen und Wege zu finden, das Bedürfnis nach Stimulation in gesunde Bahnen zu lenken und so besser auf deine Sicherheit und dein Wohlbefinden zu achten. Durch Selbstreflexion, Risikomanagement, Achtsamkeitstraining und professionelle Unterstützung kannst du Wege finden, deine Tendenzen zu kanalisieren und eine ausgeglichene Lebensweise zu führen.

Also, genieße deine Abenteuer, sei aber immer verantwortungsbewusst und sicher!

Hast du Fragen oder wünschst eine MPU Vorbereitung

Ich stehe dir mit MPU Beratung und Vorbereitung online und in Bonn fair und zuverlässig zu Diensten! Wenn du das Gefühl hast, dieses Konzept hat etwas mit dir, mit deinem Leben, mit deinem Fahrverhalten oder deinem Drogen- oder Alkoholkonsum zu tun oder es liegt eine Anordnung für eine medizinisch psychologische Untersuchung vor, dann melde dich unkompliziert, diskret und unverbindlich bei mir unter 01745795652

Quellen

 

 

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