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Beurteilungskriterien für Fahreignung

Neuauflage der Beurteilungskriterien für die medizinisch-psychologische Untersuchung

Für deine MPU in Deutschland gibt es im Jahr 2023 erhebliche Veränderungen. Die Beurteilungskriterien für Fahreignung aus 2013 wurden in der 4. Auflage komplett überarbeitet. Im Dezember 2022 wurden sie veröffentlicht. Ab 01. Juli 2023 müssen sie flächendeckend von den Begutachtungsstellen für Fahreignung angewendet und umgesetzt werden. Das verschärft die Anforderungen an das erfolgreiche Bestehen der medizinisch-psychologischen Untersuchung. In manchen Bereichen sind jedoch auch Vereinfachungen für die MPU erfolgt.

Gewährleistung der Sicherheit im Straßenverkehr in Deutschland durch Gesetze und MPU

Zu Gewährleistung der Sicherheit im Straßenverkehr gibt es das Straßenverkehrsgesetz. Dies besagt, dass am Straßenverkehr nur teilnehmen darf, wer über die notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen verfügt und nicht erheblich oder wiederholt gegen verkehrsrechtliche Vorschriften oder gegen Strafgesetze verstoßen hat. Die Verkehrsbehörden setzen diese Verordnungen, mit Ermessensspielraum, um.

Die StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) und die FEV (Fahreignungsverordnung) regelt die Bereiche die eine Person erfüllen muss, wenn sie am Straßenverkehr teilnehmen möchte:

  1. körperliche und geistige Leistungsfähigkeit: Hierbei wird z.B. Augen- und Hörfähigkeit, koordinative Fähigkeiten, kognitiver Zustand, etc. überprüft.
  2. Verkehrsverhalten: Es geht um die Beurteilung des Verhaltens im Straßenverkehr, z.B. ob es Vorstrafen oder Unfälle gibt.
  3. Suchtmittelkonsum: Es wird überprüft, ob der Fahrzeugführer Suchtmittel konsumiert, die seine Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können, z.B. Alkohol, Drogen, BtM-Rezept, etc.
  4. psychische Gesundheit: Hierbei geht es um die Überprüfung, ob der Fahrzeugführer unter psychischen Störungen leidet, die seine Fahreignung beeinträchtigen können, z.B. Depressionen, Angststörungen, etc.

Fällst du negativ auf, wird deine Fahreignung überprüft

Eine medizinisch-psychologische Untersuchung wird von der Verkehrsbehörde dann angefordert, wenn du in der Vergangenheit durch beispielsweise 

  1. Verkehrsdelikte,
  2. strafrechtliche Delikte,
  3. Trunkenheitsfahrten,
  4. Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch aufgefallen bist.

Die Begutachtung soll die Fragen beantworten und bewerten, 

  1. ob du über die notwendige geistige und körperliche Eignung verfügst und 
  2. in Zukunft bereit und in der Lage bist, dich an Gesetze und Vorschriften im Straßenverkehr zu halten.

Was sind die Beurteilungskriterien für Fahreignung bei einer medizinisch-psychologischen Untersuchung

Wenn die Fahreignung in Frage steht, wird von der Führerscheinstelle eine MPU angeordnet. Die Begutachtungsstellen oder Medizinisch Psychologischen Institute (MPI) beantworten die Fragestellung der Verkehrsbehörde auf Grundlage einer wissenschaftlichen Vorgehensweise. Dabei geben die Begutachtungsleitlinien und Beurteilungskriterien für Fahreignung die Kriterien, Indikatoren und Kontraindikationen für die Durchführung einer MPU vor. 

Das vermeidet eine Ungleichbehandlung oder eine Beurteilung aufgrund von Sympathie. Die Beurteilungskriterien für Fahreignung werden immer auf den Einzelfall angewendet. Jeder MPU-Kandidat wird also individuell und anlassbezogen durch den Verkehrspsychologen und einen Arzt begutachtet und beurteilt. Außerdem werden die Kriterien im Laufe der Zeit an veränderte Bedingungen und Bedarfe angepasst. So wie aktuell geschehen.

Welche Bereiche wurden überarbeitet

In die Neuauflage der Beurteilungskriterien fließen die neuesten Erkenntnisse ein, aus
  • Rückmeldung aus der Praxis,
  • ärztlichen,
  • psychologischen,
  • toxikologischen und
  • verwaltungsrechtlichen Bereichen.

Die Veröffentlichung der völlig neu überarbeiteten und erweiterten 4. Auflage der Beurteilungskriterien für Fahreignung erfolgte im Dezember 2022 und löst die 3. Auflage aus dem Jahre 2013 ab. Ab Juli 2023 müssen die überarbeiteten Kriterien deutschlandweit angewendet werden. Dies bringt viele Veränderungen bei der Begutachtung und auch bei der MPU Beratung und MPU Vorbereitung mit sich. In welchen Bereichen gibt es konkrete Veränderungen?

  1. Dauermedikation mit fahrsicherheitsrelevanten Arzneimitteln.
  2. Folgen von Medikamentenmissbrauch und Arzneimittelabhängigkeit.
  3. Wegfall der Kategorie Substanzmissbrauch im DSM-5 substanzbezogene Störungen
  4. MPU wegen Drogen: Aufgrund aktueller Rechtsprechung zum Trennverhalten bei Cannabiskonsumenten
  5. MPU wegen Verkehrsdelikten, Straftaten und Aggressionen: Bei den verkehrsrechtlichen Fragestellungen und Hypothesen gibt es Änderungen zu Risikophänomenen wie Poser und Raser (Autorennen) bzw. aggressivem Verhalten und mangender Impulskontrolle. 
  6. MPU wegen Alkohol: Alkoholabstinenz und kontrolliertes Trinken.
  7. Reaktions- und Leistungstests.
  8. Bestimmungsgrenzen bei den Abstinenznachweisen und Zulassung des neuen Alkoholmarkers PEth.
  9. Einführung der FFI-Kriterien für Fahreignungsfördernde Interventionen (FFI)
MPU wegen Trunkenheitsfahrt und fehlenden Ausfallerscheinungen
Beurteilungskriterien für Fahreignung 2022

Änderungen beim Thema Alkohol Hypothese A2

Alkoholabstinenz versus kontrolliertes Trinken

Bei einer MPU wegen Alkohol ist es zu Änderungen gekommen. In der suchttherapeutischen Arbeit in Europa ist dieses Vorgehen bereits lange Standard – nun zeigt sich auch im verkehrspsychologischen Kontext zunehmend Offenheit für Behandlungsansätze zum kontrollierten Trinken.

Für die medizinisch-psychologische Untersuchung wurde in den überarbeiteten Beurteilungskriterien das Ziel des kontrollierten Trinkens, neben dem der dauerhaften Abstinenz in die Hypothese A 2, aufgenommen. Zur Abkehr vom Abstinenzparadigma berichte ich bald mehr. Allerdings ist es fraglich, ob diese Änderung in Bezug auf die Teilnahme am Straßenverkehr sinnvoll ist. Grundsätzlich ist das KT aber ein prima Tool.

Wie funktioniert kontrolliertes Trinken für die MPU

Beim kontrollierten Trinken legst du moderate Trinkziele fest. Du veränderst dein zuvor riskantes Konsummuster in einen kontrollierten Bereich, der für deine Gesundheit zuträglich ist. Je nach individueller Ausgangssituation wird diese Phase mit einer mehrwöchigen Trinkpause eingeleitet. 

Mit Tools, wie Trinkregeln und einem Trinkprotokoll übst du den neuen Umgang mit Alkohol in deinem Alltag ein und verfestigst dein neues Verhalten nachhaltig. An die Durchführung des selbstkontrollierten Trinkens werden von den Begutachtungsstellen hohe Standards gesetzt.

Änderungen bei den Drogen-Hypothesen: MPU ohne Abstinenz

Es werden nun zwei Gruppen von Drogen mit unterschiedlichem Suchtpotenzial unterschieden.

  1. Kritischen Substanzen mit einem hohen Suchtpotenzial, wie Benzodiazepine (bei Missbrauch), Gamma-Hydroxybuttersäure, Methamphetamin, Kokain, Opiate und neue psychoaktive Stoffe (NPS) sowie andere psychoaktive Substanzen.
  2. Substanzen mit einem geringeren Suchtpotenzial, wie Amphetamine, Cannabis und Ecstasy (MDMA).

Bei der überarbeiteten Auflage der Beurteilungskriterien ist es nicht nur zu Verschärfungen gekommen. Aufgrund des Paradigmenwechsels in der deutschen Drogenpolitik in Bezug auf die Entkriminalisierung des Cannabiskonsums gibt es diesbezüglich Verbesserungen bei der MPU in der Gruppe der gelegentlichen Cannabiskonsumenten.

Die Änderungen betreffen die diagnostische Einordnung als auch die Anforderungen in Bezug an das Trennverhalten. Mit der besseren Abgrenzung zu einer fortgeschrittenen Drogenproblematik besteht theoretisch nun die Möglichkeit die MPU ohne Abstinenz bei einer Cannabis-Fragestellung zu bestehen. Das gilt dann, wenn du einen gelegentlichen Konsum und das Trennverhalten zuverlässig beweisen kannst.

Ergänzung der M-Hypothesen: Dauerbehandlung mit Arzneimitteln

  1. Dauermedikation: Hier geht es z.B. Cannabis-Rezept, Elvanse, Amphetamin etc.
  2. Medikamentenmissbrauch
  3. Medikamentenabhängigkeit

Veränderungen beim Thema Substitution und medizinisch-psychologische Untersuchung

Beim Thema Substitution ist es zu Änderungen gekommen. Auch hier lese bitte auf meiner entsprechenden Unterseite nach. Dort findest du detaillierte Informationen, wenn du eine frühere Opiatabhängigkeit hast, nun substituiert wirst und eine Fahreignungsüberprüfung angeordnet wurde. 

Änderungen bei den psychologischen Testverfahren der MPU

Der Umfang der Leistungs- und Reaktionstests wurde deutlich erhöht. Bei allen Fragestellungen sind jetzt mindestens drei der in der Fahrerlaubnisverordnung genannten Leistungsbereiche zu überprüfen. Bei Untersuchungsanlässen im Zusammenhang mit Gesundheitsstörungen oder Fahrerlaubnis Klasse D müssen jetzt fünf Leistungsbereiche überprüft werden.

Änderungen bei den Chemisch-toxikologische Untersuchungen (CTU)

Phosphatidylethanol (PEth) wurde als ein weiterer Alkoholkonsummarker in die Beurteilungskriterien für Fahreignung aufgenommen. Dieser Marker eignet sich sowohl zum Beleg der Alkoholabstinenz als auch zum Beleg des moderaten Trinkens. Außerdem wurden die Cut-Off Werte angepasst.

Anforderung an Abstinenznachweisdauer

Die neuen Beurteilungskriterien verlängern die Screening-Zeiträume in einigen Fällen um drei Monate, sodass einige jetzt bis zu 15 Monate lang durch Urin-, Haar- oder Blutanalysen ihre Abstinenz von Alkohol oder Drogen nachweisen müssen. Diese Änderung erhöht die Anforderungen für den Nachweis der Abstinenz und unterstreicht die Bedeutung einer langfristigen Planung im Rahmen der MPU-Vorbereitung.

Einhaltung einer Karenzzeit vor MPU-Antritt

In der vierten Auflage der Beurteilungskriterien, die ab Juli 2023 gilt, ist eine verpflichtende Karenzzeit von drei bis sechs Monaten zwischen MPU-Vorbereitung und -Begutachtung festgelegt worden. In diesem Zeitraum sollen Verhaltensänderungen festigen und neue Erfahrungen gesammelt werden, was eine frühzeitige Anmeldung zur Verkehrstherapie erforderlich macht.

Lass uns deine MPU zusammen schaffen!

Starte deine MPU-Vorbereitung frühzeitig! Das spart Zeit und Geld!

Wer sich in den gesetzlichen Vorgaben und den Kriterien zur Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung, den Beurteilungskriterien 4. Auflage, und dem psychologischem Hintergrundwissen auskennt, kann dich perfekt auf deine individuelle MPU vorbereiten. Achte deshalb darauf, dass dein psychologischer Berater sich regelmäßig fortbildet und nicht nur Tipps und Tricks für dich parat hält. Dann ist die ganze medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) einfacher als du denkst und gut zu schaffen. Im Grunde musst du dich genau so gut auf das Gespräch mit dem Verkehrspsychologen vorbereiten, wie er es auch tut, dann bist du gut aufgestellt. Investiere in eine gute MPU Vorbereitung und alles ist halb so wild! Starte so früh wie möglich mit deiner MPU-Vorbereitung! Das ist extrem wichtig!

Benötigst du mehr Informationen zu deiner individuellen Situation? Nimm gerne unverbindlich Kontakt zu mir auf.

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Weiterführende Artikel:

Neuauflage der Beurteilungskriterien für Fahreignung 2022/2023

11 Kommentare zu „Beurteilungskriterien für Fahreignung 2023“

  1. Danke für den informative Beitrag, Noch immer ist nicht nachvollziehbar wie man sich überhaupt mit Alkohol an das Steuer setzen kann. Schon in der Fahrschule bekommt man beigebracht, dass Alkohol nicht im Strassenverkehr zu suchen hat. Das gibt einem jeder Fahrlehrer mit auf dem Weg. Umso schöner ist es zu hören, dass die Strafen und Konsequenzen verschärft werden.

  2. Are the criteria for driving performance based on physical and mental ability? What are the criteria for driving in Germany? The criteria for driving in Germany are based on the StVZO (Street Traffic Ordinance) and the FEV (Fahreignungsverordnung). These are the main criteria:

  3. Hi, erstmal vielen Dank für diesen informativen Artikel!
    Wo kann ich die genauen Änderungen nachlesen?
    Die letzte Änderung der FeV wurde erst zum 20.07.23 veröffentlicht und in den Abschnitten ist kein Hinweis auf die Begutachtungs Kriterien.
    Ich frage spezifisch wegen der geforderten Abstinenz Zeiten dich sich laut meines MPU Psychologen geändert haben sollen (angeblich).

    1. Danke für deine Rückmeldung zum Artikel. Die klaren Abstinenzzeiträume sind immer nur im Kontext deines früheren Konsums auszumachen. Diese sind nicht so genau definiert, sondern hängen immer mit der diagnostischen Einordnung deines Substanzkonsum zusammen. So ordnet dich der Verkehrspsychologe bei der MPU auch ein. Wenn du den diagnostischen Kompetenzen deines MPU Psychologen vertraust, dann nimm seine Empfehlung an. Wenn er dir in der aktuellen Zeit empfiehlt eine Verlängerung deines MPU Abstinenznachweises in die Wege zu leiten, dann möchte er wahrscheinlich damit die Chance für eine positive MPU erhöhen. Ich weiß, ein längerer Zeitraum ist ziemlich ärgerlich, insbesondere wenn du den Führerschein beruflich brauchst aber vermutlich ist eine Verlängerung auf 15 oder 18 Monate sinnvoll. Falls du eine externe Überprüfung zu deinem individuellen Abstinenzzeitraum benötigst, dann schau dir den MPU Fahrplan an. Damit kannst du in 2 Tagen eine klare Einschätzung von mir erhalten. Alles Gute für deine MPU!

    2. Die Änderungen entstehen durch die Neuauflage der Beurteilungskriterien und haben mit der FeV nichts zu tun. Diese wurden im Dezember 2022 veröffentlicht. Seit 01.07.2023 müssen sie flächendeckend von den MPU-Begutachtungsstellen umgesetzt werden. Dort sind teilweise kürzere Abstinenzzeiten vorgesehen, bei manchen Hypothesen ist es auch zur Forderung längerer Nachweiszeiten gekommen.

  4. Ich habe ein Abstinenzvertrag von März 2023 bis März 2024 abgeschlossen. Werde ich nach den BUK 3 oder BUK 4 beurteilt? Muss das Labor die Urinproben nach CTU3-Kriterien, 3. Auflage oder 4. Auflage anwenden? Wo ist die Untergrenze Cut-off bei der 3. Auflage und wo bei der 4. Auflage.
    Vielen Dank.

    1. Es gelten in 2024 für deine MPU die Beurteilungskriterien (BK 4). Deshalb solltest du deine Abstinenzdauer von 12 Monaten eher nochmal überprüfen. Die Cut-offs haben sich geändert. Die Zahlen der jeweiligen Bestimmungsgrenzen siehst du auf deinem MPU Abstinenznachweis. Den erhältst du ja immer vom Labor. Da du im März 2023 begonnen hast, kannst du auf deinen Screenings die Cut-off Werte von 2023 und 2024 vergleichen, dann siehst du die Unterschiede in den Bestimmungsgrenzen. Die akkreditierten Labore für Fahreignung in Deutschland sollten bereits ab 1.7.2023 flächendeckend auf BK 4 umgestellt haben. Viel Erfolg für deine MPU.

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