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Gefühle und Selbstregulation

Gefühle und Selbstregulation: Was hat das mit Substanzkonsum zu tun?

Ein Blick auf Gefühle im Rahmen der medizinisch psychologischen Untersuchung und der MPU Vorbereitung

Interessiert es dich besser zu verstehen, welche Rolle Gefühle und Selbstregulation in deinem Leben spielen und wie du lernst deinen Tiger ganz geschmeidig zu reiten? Ganz ohne Substanzkonsum und süchtiges Verhalten? Dieses Thema kann für dich im Rahmen deines Führerscheins und deiner MPU Vorbereitung und MPU-Beratung von besonderem Interesse sein. 

Was sind Bedürfnisse

Beim Thema Gefühle und Selbstregulation spielen Bedürfnisse eine große Rolle. Bedürfnisse bezeichnen Zustände oder Mangelzustände, die du empfindest und die dich dazu veranlassen, bestimmte Ziele oder Handlungen anzustreben. Es handelt sich hierbei um ein grundlegendes Konzept der menschlichen Motivation und des menschlichen Verhaltens. Sie können auf zwei verschiedene Arten unterschieden werden.

Physiologische und psychologische Bedürfnisse

Physiologische Bedürfnisse beziehen sich auf biologische Bedürfnisse wie 

  • Hunger, Durst, Schlaf und Sexualität, die lebensnotwendig sind und deinen Körper am Leben erhalten.

Psychologische Bedürfnisse beziehen sich auf mentale oder emotionale Zustände wie 

  • Sicherheit, Bindung, Anerkennung, Autonomie oder Selbstverwirklichung. 

Deine Bedürfnisse können hierarchisch geordnet sein. Die Maslowsche Bedürfnispyramide besagt, dass grundlegende physiologische Bedürfnisse die unterste Stufe darstellen, gefolgt von Sicherheitsbedürfnissen, sozialen Bedürfnissen, Wertschätzung und schließlich dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

Deine Bedürfnisse sind dynamisch und können sich im Laufe des Lebens ändern und kulturell oder individuell unterschiedlich ausgeprägt sein. Einige sind angeboren, andere werden im Laufe der Entwicklung erworben oder erlernt.

Die Befriedigung von Bedürfnissen ist wichtig für dein Wohlbefinden und deine Gesundheit. Wenn sie dauerhaft unerfüllt bleiben, kann das Stress verursachen und zu körperlichen oder psychischen Problemen führen. Du kannst selbst ein Meister darin werden, gut mit dir selbst umzugehen und dir deine Bedürfnisse zu erfüllen. Dazu brauchst du deine Gefühle. Sie sind dein Navi.

Was sind Gefühle und Emotionen

Auch Emotionen spielen eine wichtige Rolle beim Thema Gefühle und Selbstregulation. Ich differenziere in diesem Artikel nicht zwischen Gefühlen und Emotionen, sondern verwende beide Begriffe für das selbe Phänomen.

Emotionen sind ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Erlebens. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Bedürfnissen. Beispiel: Wenn du dich zu einem Menschen besonders hingezogen fühlst und dich ein bisschen verliebt fühlst, entsteht das Bedürfnis, die Person kennenzulernen und mehr gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen. Daraus kann eine Handlung entstehen, Kontakt aufzunehmen. 

Wie entstehen Gefühle

Biologisch betrachtet werden Emotionen von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, einschließlich Hormonen, Neurotransmittern und dem autonomen Nervensystem. Wenn wir beispielsweise Angst empfinden, erhöht unser Körper die Produktion von Adrenalin, um uns auf den Kampf oder die Flucht vorzubereiten. Ähnlich beeinflussen Glück und Freude die Freisetzung von Endorphinen und Dopamin, die unser Wohlbefinden steigern.

Dabei sind alle Gefühle wichtig. Wir haben oft das Gefühl, dass positive Emotionen besser sind als negative, aber tatsächlich haben alle Gefühle eine Daseinsberechtigung und erfüllen wichtige Funktionen. Trauer hilft uns beispielsweise dabei, einen Verlust zu verarbeiten, während Wut uns dabei hilft, Grenzen zu setzen und für uns selbst einzutreten. Angst schützt uns vor etwas und sichert unser Überleben.

Akzeptiere dein gesamtes Gefühlsspektrum

Indem du alle deine Gefühle kennenlernst und akzeptierst kannst du dein Navi wieder schärfen, dich selbst besser annehmen, deine psychische Gesundheit stärken und deine Bedürfnisse besser verstehen und erfüllen. Das ist aber gar nicht so einfach. Sonst würden wir nicht soviel über unsere Gefühle und Handlungen nachdenken und so viele Worte darüber verwenden, oder? Warum das so sein kann, ist einerseits der gesellschaftliche Umgang mit Gefühlen (vgl. cognitive resp. emotional turn, erzieherische Aspekte wie: „Heul nicht rum, du bist doch kein Mädchen“ oder „Sei nicht so hysterisch oder so empfindlich“). Vielleicht hängt es aber auch mit alten Gefühlen zusammen.

Nutze deine Freiheit, im Umgang mit deinen eigenen Gefühlen. Distanziere dich ein Stück weit von zeitgenössischen normativen Setzungen darüber, welche Gefühle richtig und gut und schädlich und schlecht sind. Lerne diesen bunten Strauß an Gefühlen kennen und schalte dein Navi wieder ein. Es wird dir Freude bereiten! Auch die alten „Monster“ kannst du zähmen. Wie, das erklärt dir unten der Tiger!

Welchen Einfluss können alte Gefühle auf dein heutiges Leben nehmen

Unangenehme Emotionen wie Ärger, Frustration oder Einsamkeit können oft alte Gefühle sein, die aus unerfüllten Bedürfnissen aus unserer Kindheit stammen. Die Bindungstheorie besagt, dass frühe Beziehungen zu Bezugspersonen unsere Beziehungsfähigkeit als Erwachsene prägen. Im Artikel Bindungsstile und Suchtentwicklung findest du mehr dazu.

Wenn Bezugspersonen oder Eltern auf die emotionalen Bedürfnisse des Kindes nur wenig oder gar nicht reagieren, kann es dazu führen, dass das Kind lernt, seine Bedürfnisse und Emotionen zu unterdrücken, da es gelernt hat, dass diese nicht erwidert werden. Es kann dazu kommen, dass du deine Gefühle quasi komplett abschaltest, weil sie eine Quelle von Schmerz sind. 

Emotionale Vernachlässigung in der Kindheit kann vielfältige langfristige Auswirkungen haben, wie Schwierigkeiten in der Selbstregulierung von Emotionen, geringes Selbstwertgefühl, zwischenmenschliche Probleme, Ängste, Bindungsängste, Verlustängste, Perfektionismus und Zwangsgedanken, da Betroffene möglicherweise übermäßige Standards für sich selbst setzen und Ängste vor Fehlern entwickeln, die aus der Vernachlässigung resultieren. Werde Fehlerfreundlich 🙂 mit dir. Aktuelle Studien zeigen auch eine enge Verbindung zu Alexithymie und emotionaler Vernachlässigung auf.

Kennst du dich aus mit On-Off Beziehungen oder bist du krass kontrollierend? Dann weißt du, was ich meine! Das kann eine Folge von langanhaltenden und komplexen Entwicklungstrauma sein. 

Negative Emotionen können als Erinnerungen an vergangene Erfahrungen oder Bedürfnisse interpretiert werden, die nicht erfüllt wurden. Dabei sind diese alten Gefühle nicht immer bewusst und bleiben oft unter der Oberfläche verborgen. Manchmal werden sie durch unbewusste Trigger reaktiviert. Beispielsweise: Du hörst ein Kind schreien oder deine Freundin weinen und weißt nicht, warum du plötzlich so aggressiv bist oder dich so hilflos fühlst. 

Gefühle und Selbstregulation

Substanzkonsum oder Verhaltenssüchte als Versuch der Gefühlsregulation

Bei unserem Thema Gefühle und Selbstregulation könnte Substanzkonsum eine Rolle spielen. Es gibt Situationen, in denen wir uns ungesunden Verhaltensweisen zuwenden, um unseren Bedürfnissen gerecht zu werden. Verhaltenssüchte wie exzessives Essen, Glücksspiel oder Shopping können kurzfristig eine Linderung unangenehmer Emotionen bieten, haben aber langfristig negative Auswirkungen auf dein Wohlbefinden. Ähnlich können Substanzkonsum und Drogenmissbrauch als Bewältigungsstrategien dienen, um emotionale Schmerzen zu lindern. Langfristig ist das kontraproduktiv und schneidet dich immer weiter von deinen Bedürfnissen und der Regulation deiner Gefühle ab. Im Beitrag Missbrauch, Sucht und Abhängigkeit und Trauma und Sucht gibts weitere Nuggets hierzu.

Selbstregulation oder wie du lernst deinen Tiger zu reiten

Gefühle und Selbstregulation: Deine Gefühle, deine Gedanken und dein Körper sind eine Einheit und beeinflussen sich gegenseitig. Das bis du! Lerne dich zu reiten und dein System zu regulieren! Du bist quasi der Tiger und der Reiter im selben Moment. Indem du dich bewusst auf deine Emotionen einlässt, sie wahrnimmst und lernst besser mit ihnen umzugehen und sie zu regulieren, kannst du gesunde Bewältigungsmuster entwickeln. Achte darauf, was dich triggert, woher es kommt und mache dir klar, dass dieses alte Gefühl auch einen alten Gedanken und ein altes Körpergefühl reaktiviert, was möglicherweise nichts mit dem Heute, deinem Hier und Jetzt zu tun hat.

Sei gut zu dir

Das ist nur ein Gefühl und du kannst es selbst besänftigen. Die alte Gefahr ist heute nicht mehr wirklich vorhanden. Aber es fühlt sich vielleicht so an wie früher. Schau dir das Bild mit dem Tiger oben nochmal an. (Sorry, ich habe das Bild leider auswechseln müssen – aber du kannst es dir vorstellen). Er ist verletzt, aber seine Reiterin hat ihn gut versorgt und kümmert sich um all seine Bedürfnisse ♥️. Sie hat ihm liebevoll die Wunden versorgt, ihm eine Mütze gegeben und ihn mit Lämpchen ausgestattet. Sie reitet sanft, sexy und selbstbewusst. Sie hat in ihrem Reisegepäck (Ressourcen, wie Proviant) alles, was sie braucht.

Beobachtung und Selbstwahrnehmung schärfen

Du hast gesehen, dass deine Gefühle dich dazu motivieren, bestimmte Handlungen auszuführen. Erinnere dich an das Gefühl, verliebt zu sein und die Handlung, Kontakt zu dieser Person aufzunehmen. Es kann aber auch sein, dass du richtig sauer bist und das Bedürfnis hast, jemanden anzuschreien oder du dich traurig fühlst und erst mal ordentlich shoppen gehen willst. Jetzt kommst du ins Spiel. Du kannst selbstverantwortlich bestimmen, welche Handlung du ausführst. Du bist kein Sklave deines Gefühls oder deines Gedankens. Manchmal können sie dich auch narren. 

  • Schau dir an, welche Situation welches Gefühl ausgelöst hat, welches Bedürfnis bei dir entstanden ist und welche Handlung darauf gefolgt ist. 
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Diese Schleife läuft normalerweise sehr schnell ab und unterliegt einem Automatismus. Du kannst dir diese Stufen bewusst machen und regulierend einschreiten. Das heißt den Tiger zu reiten 🙂 

Einfach nur eine Musterunterbrechung in deinem Rechenzentrum, also deinem Gehirn. Je öfter du dir diesen Ablauf bewusst machst, desto mehr hilft es dir zu erkennen, was dir dabei hilft, andere und neue Lösungen zu entwickeln, die dir helfen, deine Verhaltensweisen in der jeweiligen Situation zu regulieren. 

Das ist leider gar nicht so einfach, wie sich das gerade anhört und es wird noch ein wenig schwieriger, wenn alte, also unbewusste Gefühle mit im Rennen sind und dir deine Trigger nicht bewusst sind. Das sind die Momente, wo du dich selber fragst, warum du dich schon wieder so verhalten hast, obwohl du es doch eigentlich gar nicht wolltest. Am besten übst du es täglich.

Was du noch tun kannst, um dein Wohlbefinden zu stärken

Durch Selbstreflexion, Journaling, Sport, Entspannung, Achtsamkeit, Yoga, Natur, Tiere, Musik und Deeptalk (Menschen) kannst du lernen, deine Emotionen besser zu verstehen und zu akzeptieren, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Das stärkt deinen Selbstwert. Mache dir bewusst, welche Bedürfnisse in deiner Kindheit nicht erfüllt wurden. Dann kannst du dich selbst besser verstehen und deine emotionale Stabilität verbessern. Wenn du daran arbeiten möchtest, dann nutze deine nachhaltige MPU Vorbereitung.

Beziehe immer alle Ebenen ein: Gedanken, Gefühle, Körper und Handlungsebene

Du siehst, dass deine Emotionen, die Verbindung zu deinen Gedanken und deinem Körper eine wichtige Rolle in deinem Leben spielen. Das ist dein Navigationssystem und weist dir die Richtung. Du kannst dich also auf den Weg machen und deinen Impulsen folgen und mehr über dich selbst erfahren. Wenn du deine Emotionen besser kennenlernst, dann kannst du selbstbestimmter leben und dein Handeln mehr an deinen eigenen Werten ausrichten.

Und jetzt leg los! Ich wünsche dir viel Neugierde, Fehlerfreundlichkeit, Humor und Spaß dabei. Wünschst du Support, nimm Kontakt zu mir auf. Bis bald, Christina

MPU-Beratung

Emotionen sind komplexe psychophysiologische Zustände, die als Reaktion auf bestimmte Ereignisse, Erfahrungen oder Gedanken entstehen. Sie umfassen Gefühle, körperliche Reaktionen und Verhaltensweisen und beeinflussen unsere Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und soziale Interaktionen. Emotionen können eine breite Palette von Zuständen abdecken, von Freude und Liebe bis hin zu Angst, Wut und Traurigkeit, und sie spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation und Interpretation von Erfahrungen und Situationen.

Selbstregulation bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, ihre eigenen Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen bewusst zu steuern und zu lenken. Es umfasst die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, emotionale Reaktionen zu regulieren und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren. Selbstregulation spielt eine wichtige Rolle in der Bewältigung von Herausforderungen, der Anpassung an verschiedene Situationen und der Erreichung persönlicher Ziele.

Weiterführende Posts zum Thema Gefühle und Selbstregulation und Führerschein

Ich freue mich, wenn der Blogartikel: Gefühle und Selbstregulation dir ein paar neue Erkenntnisse bringt. Danke für deinen Kommentar.

6 Kommentare zu „Gefühle und Selbstregulation: Was hat das mit Substanzkonsum zu tun?“

  1. Hi Christina,
    Dein Beitrag zu
    Gefühle und Selbstregulierung habe ich zwei mal gelesen und werde dies nochmal mehrmals lesen, um die hilfreichen Werkzeuge zum Leben oder ein besseres Leben zu erarbeiten.
    Danke für deine Unterstützung
    Human Woman

    Grüße C.A.

      1. Human Christina-
        Never ever, nichts davon ist kompliziert, die Schritte und Herangehensweise die du Mühevoll beschrieben hast geben mir persönlich ein großen Schritt nach vorne.
        Ich danke dir um deiner Mühe.
        Christina du hast ein großes Herz.
        Bleib gesund canım
        C. A.

  2. Der Artikel hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Ich habe wieder zu einem Teil verstanden woher meine Gefühle kommen und wie ich damit umgehen muss. Jetzt kann ich auch besser verstehen warum ich Rückfällig geworden bin.

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